Ausstellungen

Die Exlibris-Sammlung der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB)

 

Was sind denn eigentlich Exlibris?

Im Grunde genommen sind Exlibris in Bücher geklebte Zettel oder Stempel, die als Eigentumskennzeichnung dienen.

Was ist so besonders daran?

Diese Kennzeichnungen können einem rein praktischen Zweck gedient haben und daher recht einfach in der Gestaltung sein, oder aber auch einen künstlerisch äußerst ausgefallen Charakter haben.

Wie kam die ZLB zu dieser Sammlung?

Die Exlibris-Sammlung der Berliner Stadtbibliothek (BStB) besteht aus ca. 800 einzelnen, losen Exlibris sowie einem Sammelalbum. Nach seiner äußeren Erscheinung zu urteilen, wurde das Album schon in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts angelegt. Es beinhaltet 23 überwiegend für die BStB angefertigte Sammlungskennzeichnungen mit Nennung der Berliner Stadtbibliothek und des Namens der ehemaligen Besitzer oder einer zum Nutzen der BStB eingerichteten Stiftung. Rudolph Virchow, Hans von Bülow, Ernst von Wildenbruch, Rudolph Genee, Otto Pniower, Julius Rodenberg, Maximilian Harden und Ulrich von Wilamowitz-Möllendorf zählen zu den Bekannteren. Das Album wurde nach der vierten Seite nicht mehr weitergeführt, das drittletzte Exlibris, eines von Wilamowitz-Möllendorf, kann erst nach 1935 mit Zugang der Sammlung Wilamowitz-Möllendorf hinzugefügt worden sein.

Wann das erste Exlibris der übrigen Sammlung aus einem Buch herausgelöst wurde, ist nicht mehr zu ermitteln. Tragisch im Sinne von Provenienzforschung und Restitutionsabsichten ist dabei der generelle Verzicht auf die Information zur Identität des früheren Trägerobjektes. Spätestens ab den 1980er Jahren wurde die Sammlung gefüllt. In den Akten der Historischen Sammlungen findet sich im Jahresbericht 1983 einer Mitarbeiterin der Eintrag „Exlibris sortiert“.

Nach der Erinnerung dieser Mitarbeiterin wurde jedes zufällig aufgefundene Exlibris, das noch nicht in der Sammlung vorhanden war, in der Buchbinderei herausgelöst. Das betraf durch Benutzungsfunde zum großen Teil den Hauptbestand der Bibliothek, nach Ordnungsarbeiten aber auch die Stapelbestände. Bei der Auflösung eines Bücherlagers (Scheunenbestände) ab 1988 war unter anderen ein Sortierkriterium das Vorhandensein eines Exlibris. Diese wurden vor dem Einarbeiten des Buches in den Bestand für die Sammlung herausgelöst. Den Büchern, die nicht in der Bibliothek eingearbeitet werden sollten und ein noch nicht bekanntes Exlibris trugen, wurde es entnommen, das Buch anschließend ohne Dokumentation makuliert. Die große Zahl an jüdischen Privat-Exlibris in der Sammlung lässt sich so erklären. Schon in der Sammlung erfasste Exlibris waren kein Hindernis für antiquarische Abgaben oder Makulierung nicht benötigter Bücher.

Die hierbei vielfach offenbaren Hinweise auf die rechtmäßigen Eigentümer wurden zu dieser Zeit entweder nicht konsequent hinterfragt oder blieben unreflektiert und somit weitgehend unerkannt.

Für die Sammlung wurde eine nochmalige Neuanlage notwendig. Exlibris, die sicher dem unbedenklichen Bestand der BStB zuzuordnen sind, können verbleiben. Alle anderen stehen erst einmal unter NS-Raubgut-Verdacht und es müssen gründliche Recherchen zu den Eignern erfolgen. Die ehemals dazugehörenden Bücher selbst bleiben jedoch unauffindbar und somit den Eignern und deren Erben verloren.

(Quelle: Geraubt. Die Bücher der Berliner Juden/ Detlef Bockenkamm. - Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2008. - 79 Seiten. ISBN 978-3-925516-36-8 ; Originaltext leicht verändert und gekürzt)

 

Schlagwörter der Ausstellung

Ein Leben für das kulinarische Berlin - das Erinnerungsalbum Walter Gabriels

Im Besitz des Zentrums für Berlin-Studien der Zentral- und Landesbibliothek Berlin befindet sich ein Album, in dem der Koch Walter Gabriel seine Erinnerungen aufbewahrt hat.

Gabriel kam als gerade ausgelernter Koch kurz vor dem ersten Weltkrieg nach Berlin und arbeitete bald in zahlreichen Berliner Lokalen. Zu bleibendem Ruhm verhalf ihm seine langjährige Tätigkeit im Prominentenlokal "Schlichter".

Nach dem zweiten Weltkrieg gestaltete Gabriel den kulinarischen Wiederaufbau Berlins mit und arbeitet in bekannten Lokalen wie der "Uhu-Bar", der "Möwe" und wieder bei "Schlichter".

Gabriels Album dokumentiert eindrucksvoll die wechselvollen Jahre der Weimarer Republik, in denen Berlin zur Kulturmetropole wurde. Es kündet von Krieg und Zerstörung und langsamem Wiederaufbau.

Lange untergegangene Berliner Vergnügungsorte wie das "Esplanade" oder der "Prälat" tauchen auf. Schließlich dokumentiert das Album die vielfältigen Aktivitäten der Berliner Köche-Innung, in der Gabriel lange Zeit ein sehr aktives Mitglied war.