Im Zimmer der Bibliotheksdirektorin der Humboldt-Universität zu Berlin fand sich zum Tag der Republik 1980 ein kleiner Kreis von Kolleginnen und Kollegen zusammen, der mit Auszeichnungen bedacht werden sollte. Dazu gehörte auch Frau Rein, die als Bibliothekarin die Auszeichnung "Aktivist der sozialistischen Arbeit" erhielt, mitsamt Urkunde, Orden und einer Geldprämie.
Frau Rein wusste nicht genau, wofür sie die Auszeichnung erhielt. Sie wurde oft als fleißig eingeschätzt und hat viel Anerkennung erfahren, war dabei aber nicht besonders DDR-treu und auch in einem eher christlichen Umfeld aktiv. Verliehen wurde ihr die Auszeichnung wohl für ihre "aktive gesellschaftliche Tätigkeit" als Mitglied des Gewerkschaftsbundes, die als Sportbeauftragte u.a. Tischtennisturniere organisierte.
Obwohl es damals hieß, "Eine Bibliothekarin, die liest, ist verloren", las sie früher viel, auch während der Arbeitszeit. An der Bibliothek der HU ging es damals auch weniger ideologisch zu und zu dem, was da gelesen wurde, gehörte manchmal auch "Verbotenes". Trotz der Auszeichnung als Aktivistin ist Frau Rein 1987 ausgereist in den Westen.
- Thema
- Berliner Mauer, Ostberlin
- Schlagwörter
- Aktivist der sozialistischen Arbeit, Bibliothek, DDR, Urkunde
- Jahr
- 07.10.1980
- Periode
- Die Achtziger (1980-1989)
- Ort
- Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Berlin
- Nutzungsinformationen
- cba Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Diese Geschichte zitieren
“Bibliothekarin als "Aktivist der sozialistischen Arbeit" an der HU Berlin,” Berliner Grossstadtgeschichten, accessed 10. Dezember 2024, https://grossstadtgeschichten-berlin.de/items/show/73.